Ist die Corona-Pandemie schuld an einer Verschlechterung des Gesundheitswesens in Südtirol?
Nein, sagt VOX-NEWS-Südtirol-Herausgeber Christian Masten. Sicher habe der Ausbruch der Corona-Pandemie die Funktionalität der Südtiroler Sanität noch einmal erheblich verschlechtert, aber dies als Entschuldigung für die "biblischen Wartezeiten" zu nehmen, sei eine glatte Ausrede jener, die die Zustände zu Verantworten haben, stellt der Medienunternehmer in seinem jüngsten Videopost klar. Nirgendwo sonst – außer vielleicht in gewissen Entwicklungsländern – gäbe es so lange Wartezeiten wie in Südtirol, jedenfalls nicht in keinem anderen normalen fortschrittlichen demokratischen Land. Es sind dies Wartezeiten für fachärztliche Visiten, die für die Betroffenen schon vor der Corona-Pandemie mit Wartezeiten für bestimmte Untersuchungen bis zu über einem Jahr unerträglich lange sind.
Dabei würde die Ankündigung von Gesundheitslandesrat Thomas Widmann, 80 Prozent der aufschiebbaren Fachvisiten innerhalb von 30 Tagen in den Abteilungen für Dermatologie, Augenheilkunde, Hals-Nasen-Ohren sowie für die wichtige Magnetresonanz abzuwickeln, durchaus ein hehres Vorhaben für die Südtiroler Sanität sein. Doch die Ankündigungspolitik des Gesundheitslandesrates habe bis zum heutigen Tage keine konkreten Verbesserungen gebracht. Bis heute habe sich nichts an den unerträglich langen Wartezeiten verändert, so Masten. Und Masten frägt sich angesichts dieser Situation, wie der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Florian Zerzer und auch Gesundheitslandesrat Thomas Widmann noch ruhig schlafen können. Dies angesichts der Tatsache, dass sie ganz offensichtlich verantwortlich für den "stillen Tod" vieler Menschen in Südtirol sind.
Letztes Opfer des systematischen Versagens in der Südtiroler Sanität sei, so Christian Masten, die sechseinhalb Monate alte Matilda aus Mölten. Der Tod dieses Säuglings hätte mit ein bisschen guten Willen der behandelnden Ärzte verhindert werden können. Das Mädchen war am 15. März dieses Jahres mit einem Herzfehler zur Welt gekommen und hätte nach 3,4 Monaten in Padua einer lebensrettenden Herzoperation unterzogen werden sollen. Dazu kam es aber nicht. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Termin für die Herzoperation drei Mal verschoben. Kurz vor dem dritten OP-Termin erkrankte das geschwächte Kind an einer Erkältung und verstarb.
Für Christian Masten ein klarer Fall für die Staatsanwaltschaft. Masten hofft auch, dass die mehr als bemitleidenswerten Eltern gegen die verantwortlichen Ärzte und Sanitätsverwalter Strafanzeige erstatten. Mit ein bisschen guten Willen hätte Matilda nach Innsbruck oder in eine andere Klinik im Ausland gebracht werden und einer früheren Herz-OP unterzogen werden können. Das hätte zwar etwas mehr Geld gekostet, aber das Mädchen wäre rechtzeitig einer lebensrettenden Herz-Operation unterzogen worden. Das Kind sei letztlich gestorben, so Masten, weil Ärzte und Sanitätsverwalter nicht den Willen gehabt hätten, dieses Baby dringend nach Innsbruck oder nach Deutschland zu bringen. Das Kind hätte die Chance gehabt zu Leben.
Und ganz ähnlich und vergleichbar sei die Situation in Südtirol mit den fachärztlichen Visiten. Wartezeiten von bis zu 300 Tagen und mehr für Facharztvisiten bedeuten, so VOX-NEWS-Südtirol-Herausgeber Christian Masten, für den Patienten eine Verschlimmerung seiner möglichen Krankheit. Diese mögliche Verschlimmerung sei stark auch mit schweren physischen und psychischen Leiden über Monate hinweg verbunden. Letztlich können die unerträglich langen Wartezeiten auf medizinische Fachuntersuchungen mögliche chronische Langzeitfolgen für die Gesundheit des Betroffenen zur Folge haben. Wenn der Patient aufgrund seiner nicht untersuchten schweren Erkrankung keine Behandlung erfährt, kann der Zustand des Patienten sich so verschlechtern, dass er nicht mehr geheilt werden kann und letztlich verstirbt. Im günstigeren Fall jedoch, so Masten, wird der Patient berufsunfähig und zum Invaliden. Aus volkswirtschaftlicher Sicht gesehen bewirken die unerträglichen Wartezeiten auf wichtige Fachuntersuchungen deshalb sogar einen immensen Schaden zu Lasten der Allgemeinheit. Auch aus diesem Grund können die Missstände in der Südtiroler Sanität zurecht als "todbringend" bezeichnet werden. Und fest steht auch, dass in keinem benachbarten Land es längere Wartezeiten auf fachärztliche Untersuchungen gibt. Regelrecht erschütternd sei die Erkenntnis, dass die Wartezeiten auf Fachvisiten in Südtirol sogar noch viel schlechter seien, als in zahlreichen italienischen Krankenhäusern.
Fatal sei auch, so Masten, dass die Südtiroler Presse diese durchwegs bekannten untragbaren Skandalzustände nicht stärker thematisieren würde. Wenn eine bedeutende Tageszeitung die Schuld am Tod der kleinen Matilda dem Corona-Notstand und nicht den untätigen und nicht handelnden verantwortlichen Ärzten sowie der Sanitätsverwaltung zuschreibt, sei dies bezeichnend für das Land Südtirol. Für Masten steht fest, im Fall Matilda habe der Wille der Verwaltung gefehlt, mit allen Mitteln und Möglichkeiten das Leben des kleinen Babys zu retten. Jedes Leben sei lebenswert und es müsse mit dem Einsatz aller Mittel um das Leben eines jeden Menschen gekämpft werden, so Masten.
An die Primare gerichtet stellt Masten gar die Frage, was sie abhalten würde einen Generalstreik zu organisieren. Doch Masten kennt auch hierzu bereits die Antwort. Wie ihm selbst Ärzte mitgeteilt haben, würden diese sich davor fürchten gegen das eigene System aufzulehnen. Dies, da die Landes- und mit ihr eingeschlossen die Sanitätsverwaltung eine "Terrorpolitik" gegenüber den Primaren und Oberärzten machen würde. Die leitenden Ärzte in den Krankenhäusern hätten nämlich, so Masten, regelrecht Angst nach eventueller Kritik an der Sanitätsverwaltung nach Ablaufen ihrer befristeten Arbeitsverträge keinen neuen Arbeitsvertrag mehr zu erhalten.
"Und meine liebe christliche Volkspartei, was machen wir?", frägt Medienunternehmer Masten jene Partei in Südtirol, der er seit je her angehört. "Geehrter Herr Landeshauptmann Kompatscher, was haben Sie in den acht Jahren in der Sanität gemacht? Reden wir nicht von der Ära Stocker. Diese war eine Katastrophe für Südtirol. Aber genauso die Ankündigungspolitik von Landesrat Widmann hat nichts gebracht. Es hat sich nichts verändert", kritisiert Masten messerscharf die Politik der Landesregierung und ergänzt: "Es ist nicht tragbar, dass wir in einem so reichen Land nicht imstande sind über ein Hauruck-Verfahren die Wartezeiten für fachärztliche Visiten auf null zu bringen. Es ist unglaublich: Wir sind mit der sogenannten 'besten Autonomie der Welt' und mit einem Sanitätshaushalt von etwas über 1,4 Milliarden Euro pro Jahr nicht imstande die Wartezeiten endlich in Ordnung zu bringen", greift Masten frontal die Verantwortlichen in der Politik und in der Gesundheitsverwaltung an. Und Masten fordert Generaldirektor Zerzer und Gesundheitslandesrat Widmann auf sofort von ihren Ämtern zurückzutreten, wenn sie nicht endlich konkrete Lösungen für das Problem der Wartezeiten finden.
Christian Masten wird in seinem Videopost aber noch direkter: "Ich klage euch an in der Sanitätsverwaltung, ihr Primare, Generaldirektor Zerzer, Herr Landesrat Widmann, Herr Landeshauptmann Kompatscher. ... Ihr habt nicht das Recht uns weiter zu schädigen, als Patienten und Bürger. Ihr müsst das sofort in Ordnung bringen. Liberalisiert total die fachärztlichen Visiten. Es gibt genug wunderbare Ärzte im privaten Bereich. Lasst die Menschen zu diesen Ärzten gehen. Übernehmt die Kosten dieser privaten Fachuntersuchungen. Und dann sollen sich die Krankenhäuser konzentrieren auf die wirklich schweren Fälle und die Versorgung, so wie es auch im Ausland gehandhabt wird", bringt Masten als Lösungsvorschlag ein. Bis dahin, so Masten abschließend, sei die Sanität in Südtirol aber ein Skandal: "eine todbringende Sanität in Südtirol, die Menschen verstümmelt, Menschen leiden macht und eben den Menschen den 'stillen Tod' bringt.
Der Videokommentar von Christian Masten hier zum Anschauen: