Ansichten vom Wirt der Hühnerspielhütte

Steht die Gastronomie vor dem Kollaps?

2006 haben Klaus Leider und seine Frau Brigitte die Bewirtschaftung der Hühnerspielhütte, oberhalb von Gossensass in der Gemeinde Brenner gelegen, übernommen. Bis zur Corona-Krise war auch sie, wie viele andere Berg- und Schutzhütten im Lande, ein beliebtes Ziel für Bergwanderer, Bergsteiger oder Mountainbiker sowie im Winter für Schneeschuhwanderer oder Skitourengeher. Der politisch verordnete "Lockdown" hat dies vorerst alles zunichte gemacht. In einem weiteren Beitrag, den Hüttenwirt Klaus Leider der VOX-NEWS-Südtirol-Redaktion zugeschickt hat, stellt sich der Gastronom die Frage, ob durch Corona die Gastronomie vor dem Kollaps steht. "Die großspurig angekündigten Nothilfen", sagt Leider, "sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein" und das größte Problem sei, so der Hüttenwirt, dass es in fünf Wochen gelungen sei eine "Angstgesellschaft" zu züchten. "Niemand weiß, ob die Menschen, die Lokale sofort wieder gut besuchen werden" und daher, so Klaus Leider, sei es besonders wichtig, dass von Entscheidungsträgern klare Aussagen kommen würden.

VOX NEWS Südtirol veröffentlicht den zugeschickten Beitrag nachstehend gerne.

"Die Branche der Gastronomie ist wohl am härtesten von der Corona-Krise betroffen, seien es Hotels, Restaurants, Kaffees sowie auch Alm- und Berghütten. Zumal dieser Wirtschaftszweig in Südtirol eine nicht unwesentliche Rolle spielt und mittlerweile fast 30.000 Personen beschäftigt, die Zulieferketten nicht mit eingerechnet. Für die Gastbetriebe ist weiterhin ungewiss, wann sie ihre Tätigkeit wieder aufnehmen dürfen und es stellt sich die Frage, wie viele von ihnen diesen „Lockdown“ überstehen werden.

Wie schön wäre es doch jetzt auf einer Sonnenterasse zu sitzen, sich mit Freunden zu treffen und einen Aperitif zu genießen. Auf diesen Luxus müssen wir derzeit alle verzichten und das ärgert uns. Für unsere Gäste ist das ein unliebsamer Verzicht, aber für die Betreiber bedeutet dies viel Schlimmeres. Der gesamte Umsatz ist eingebrochen, aber die laufenden Kosten bestehen weiterhin, vor allem die Mieten. Diese sind in den letzten Jahren aufgrund steigender Nachfrage immer weiter in die Höhe geklettert und müssen weiterhin bedient werden, auch wenn der Betrieb still steht. Einige halten sich mit Notkrediten, sofern sie diese erhalten oder über Kurzarbeit und dem Verkauf von Gutscheinen einigermaßen über Wasser. Aber wie lange diese Notlösungen helfen ist fraglich.

Die großspurig angekündigten Hilfen von Seiten der öffentlicher Hand lassen nach wie vor auf sich warten. Sie sind nur der Tropfen auf dem heißen Stein und helfen nicht wirklich, verführen eigentlich die Unternehmer sich zu verschulden und diese sitzen am Ende noch zusätzlich auf ihren aufgenommenen Krediten fest. Was die Verantwortlichen der Betriebe am dringendsten benötigen, wäre eine klare Aussage von den Entscheidungsträgern, wann und mit welchen Auflagen sie wieder öffnen können. Dann könnten sie zumindest die Risiken abschätzen und sich für oder gegen eine Weiterführung entscheiden. Aber von alldem ist nichts zu erkennen und so
werden viele Gastronomen, wenn auch ungewollt in der Schuldenfalle landen. Aber auch Betriebe, welche über Geldreserven verfügen, laufende Kredite stunden und über Zahlungsaufschübe verhandeln, können diese Situation auf Dauer wohl nicht aushalten.

Niemand weiß, ob die Menschen, die Lokale sofort wieder gut besuchen werden, wenn eine Öffnung möglich wird. Dagegen spricht die Tatsache, dass es gelungen ist innerhalb der letzten fünf Wochen eine Angstgesellschaft zu züchten, die sich nicht so schnell wieder wegzaubern lässt. Erschwerend kommt hinzu, dass Mundschutz und Distanzhalten auf längere Zeit obligatorisch sein werden. Wie sich solch eine Konstellation auf die Besucherzahlen auswirken wird, liegt auf der Hand. Ob dies den Entscheidungsträgern bewusst ist, lässt Zweifel aufkommen. All die derzeitig gesetzten Maßnahmen und Verordnungen sprechen eine gegenteilige Sprache. Betreiber müssen selbst kreativ werden, damit sie sich einigermaßen über Wasser halten können.

Aber auf ihre Gäste können die Gastronomen auch weiterhin zählen. Den Menschen sind nämlich diese Treffpunkte wichtig und sie werden auch in Zukunft sicher nicht auf diese verzichten."

VOX News Südtirol / ts