Marian Polin ist der Erstplatzierte

Südtiroler gewinnt Orgelwettbewerb "Daniel Herz"

Marian Polin ist der Erstplatzierte des 7. Internationalen „Daniel Herz“-Orgelwettbewerbs, der am Samstag (17. September) zu Ende gegangen ist. Zum ersten Mal gewinnt mit dem Vinschger Chor- und Ensembleleiter, Organist und Continuospieler ein Südtiroler diesen hochkarätigen Wettbewerb, den der Brixner Domorganist Franz Comploi vor 14 Jahren ins Leben gerufen hat und seither zweijährlich in Zusammenarbeit mit der Cusanus-Akademie durchführt. 36 Anwärter*innen aus aller Welt haben sich im heurigen Frühjahr beworben, 20 wurden zum Wettbewerb eingeladen, 14 sind gekommen. Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 8.000 Euro ausgeschüttet. Mit diesem Wettbewerb möchte die Jury die Orgel-Künstler*innen in ihrer künstlerisch-ästhetischen Entwicklung unterstützen, erklärte Franz Comploi bei der Preisverleihung (am 17.9.) in der Cusanus-Akademie. Finanziell getragen wird der „Daniel Herz“-Orgelwettbewerb vom Amt für deutsche Kultur, von der Gemeinde Brixen, der Raika Eisacktal, der Stiftung Sparkasse und der Volksbank. Rai Südtirol hat das Konzert der drei Erstplatzierten am Samstagabend live aus der Frauenkirche und aus dem Brixner Dom übertragen.

1. Reihe (Teilnehmer*innen von links): Vittorio Vanini (Como, Italien), Marian Polin (Vinschgau, Italien), Hyelin Lee (Seoul, Südkorea), Giacomo Gabusi (Bologna, Italien); hintere Reihe (von links): Orgelwettbewerbs-Initiator Franz Comploi, Jurymitglied Heribert Metzger, Jurymitglied Anne-Gaëlle Chanon, Juryvorsitzender Lorenzo Ghielmi, Cusanus-Direktorin Claudia Santer, Organisator Philipp Comploi

Die kunsthandwerklich hochwertigen Orgeln der Bischofsstadt standen in der vergangenen Woche im Mittelpunkt der musikalischen Aufmerksamkeit. 2008 organisierte Franz Comploi den ersten „Daniel-Herz-Orgelwettbewerb“. Der an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen in Brixen lehrende Musiker hat den Wettbewerb 2008 ins Leben gerufen und international vernetzt. Die Dichte der Orgeln in Brixen habe regelrecht nach einem Wettbewerb verlangt, erklärt der seit 1999 in Brixen tätige Domorganist.

Die Jury des diesjährigen Wettbewerbs bestand neben Franz Comploi aus dem italienischen Organisten, Cembalisten, Dirigenten und Musikwissenschaftler Lorenzo Ghielmi, der der Jury vorstand, aus der französischen Konzertorganistin Anne-Gaëlle Chanon, die Ensembles wie den Choeur de Radio France begleitet und am Conservatoire im nordfranzösischen Saint-Quentin lehrt. Ebenfalls Teil der Jury war Heribert Metzger, Professor am Mozarteum in Salzburg, österreichischer Organist und Musikwissenschaftler. Der in Salzburg wohnhafte, international gefragte Cellist und Sohn von Franz Comploi Philipp Comploi organisierte den Daniel-Herz-Orgelwettbewerb.

Als pädagogisch besonders wertvoll haben die bisherigen Teilnehmer:innen die Gespräche mit der Jury empfunden, erzählt Wettbewerbs-Gründer Franz Comploi. „Es ist uns ein Anliegen, dass die jungen Musiker:innen an diesem Orgelwettbewerb wachsen können und mit neuen Impulsen nach Hause zurückkommen“, betont er.

Der 1. Preis ist mit 4.000 Euro dotiert, der Zweitplatzierte erhält 2.500 Euro, auf die Drittplatzierte warten 1.500 Euro. Die Preisgelder stiften das Amt für deutsche Kultur, die Gemeinde Brixen, die Raika Eisacktal, die Stiftung Sparkasse und die Volksbank. Neben den Preisgeldern stellt die Wettbewerbsleitung den Teilnehmenden auch Konzerte in Aussicht: bei den „Brixner Orgelkonzerten“, beim „Bozner Orgelsommer“, bei den „Kalterer Orgelkonzerten“, bei „Jeunesse Musicale Österreich“, den „Orgelmatineen im Dom“ in Salzburg, beim „Festival Badiamusica“ in Badia, bei „Musikultur Taufers“ in Sand in Taufers und beim Treviso-Festival „Organi storici del Vicentino“.

 

Die Preisträger*innen

1. Preis: Marian Polin, Südtirol (4.000 Euro)

Marian Polin wuchs im Vinschgau auf und ist international gefragter Chor- und Ensembleleiter, Organist und Continuospieler. Im Zentrum seines stilistisch breitgefächerten Interesses von der Frührenaissance bis zur Avantgarde stehen die Musik und die Instrumente des 17. und 18. Jahrhunderts, deren Erforschung und zeitgemäße Rezeption ihm ein großes Anliegen ist. Die Beschäftigung mit dem Repertoire für Tasteninstrumente (Orgel, Cembalo, Clavichord) sowie sakraler und profaner Vokalmusik bildet den Kern seiner künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeit. Die Wiederentdeckung von seit Jahrhunderten in Archiven schlummernden Werken wurde in kürzester Zeit vom Zeitvertreib zur Passion: So führte die Beschäftigung mit dem im modernen Konzertleben wenig präsenten Motetten-, Kantaten- und Oratorienrepertoire aus Italien und dem Habsburgerreich zu einer Reihe von CD-Ersteinspielungen (u.a. Legrenzi, Cazzati, Strozzi, Faitelli) sowie der Gründung des Ensembles „La florida Capella“. Dieses junge Ensemble wurde bereits im Jahr seiner Gründung mit dem renommierten „I. H. F. Biber-Preis“ ausgezeichnet und feierte sein Debut bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik.

Einen ersten Höhepunkt der Karriere von Marian Polin bildet die Leitung des neuen Festivals „Innsbrucker Hofmusik“, welches ab 2022, in enger Abstimmung mit der Musikabteilung der Tiroler Landesmuseen, die Innsbrucker Hofkirche mit ihren weltberühmten Renaissanceorgeln zu einem Brennpunkt für die Erforschung und Aufführung sakraler Musik von ca. 1500 bis 1750 machen soll. Darüber hinaus fungiert er ab 2022 als einer der beiden künstlerischen Leiter der „Internationalen Orgelakademie Vinschgau/Meran“. Nach dem Kirchenmusik- und Orgelstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien komplettierte Marian Polin seine Ausbildung an der Haute Ecole de Musique Lausanne/Fribourg (Orgel Konzertfach) sowie an der Schola Cantorum Basiliensis (Generalass und Ensembleleitung). Maurizio Croci und Jörg-Andreas Bötticher wurden zu seinen prägendsten Lehrerpersönlichkeiten.

Nach mehrjähriger Tätigkeit als Kirchenmusiker an der Kathedrale Chur und der Jesuiten- /Universitätskirche Innsbruck arbeitet er derzeit als Lehrbeauftragter für Orgel an Südtiroler Musikschulen und ist Chorleiter des Ensembles „VocalArt Brixen“ und 2. Organist an der Edskes- Orgel der Allerheiligenkirche Zürich.

Polin arbeitete weiters mit Ensembles wie Theresia Orchestra, Quadriga Musica, Rosarum Flores oder Marini Consort zusammen und hatte Assistenzen bei Urbino Musica Antica und den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik („Boris Goudenow“/Barockoper von J. Mattheson) inne. Eine Reihe von CD- und Rundfunkaufnahmen dokumentiert sein Schaffen.

2. Preis: Giacomo Gabusi, Bologna (2.500 Euro)

Giacomo Gabusi wurde in Bologna geboren und erhielt früh seinen ersten Klavierunterricht. In jungen Jahren trat er in das Konservatorium G.B. Martini in Bologna ein und war Student in der Orgel- und Orgelkompositionsklasse von Professor Gianpaolo Bovina. Nach Unterricht bei Professorin Giuliana Maccaroni schloss er sein Studium 2019 mit „cum laude“ unter der Leitung von Professor Marco Arlotti" ab. Zur Zeit studiert er bei Professor Guido Felizzi in Bologna im Masterstudiengang Kammermusik und als Erasmus-Student an der Hochschule für Musik in Mainz in der Orgelklasse von Professor Gerhard Gnann. Im Jahr 2019 gewann er den internationalen Orgelwettbewerb in Bibione als 1. Preisträger und wurde Dritter beim Festivalul Internațional de Orgă Timorgelfest in Timisoara.

Parallel zu seiner Leidenschaft für das Studium und den Wettbewerben pflegt Giacomo Gabusi eine rege Konzerttätigkeit in Italien und Deutschland.

3. Preis: Hyelin Lee, Südkorea (1.500 Euro)

Hyelin Lee besucht seit 2021 die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart mit dem Hauptfach Orgel, Von 2018 bis 2021 studierte sie ebenfalls in Stuttgart bei Prof. Helmut Deutsch Orgel und im Nebenfach Orgelimprovisation bei Prof. Johannes Mayr. Sie ist seit 2020 Organistin der Evangelischen Stadt-Wallmerkirchengemeinde Untertürkheim, der Evangelischen Gartenstadtkirchengemeinde Untertürkheim und der Evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart Rotenberg. Sie hat verschiedene internationale Preise gewonnen, unter anderem den 2. Platz des Hermann-Schröder-Preises und den 2. Preis an der Ewha Frauen-Universität.

VOX News Südtirol / ja