Doch der Reihe nach. Zunächst zu den Erkenntnissen aus der Analyse der Financial Times. Das britische Wirtschaftsblatt hat von China übermittelte Daten zu den Neuinfektionen im Reich der Mitte ausgewertet und kam zur Erkenntnis, dass drei Fünftel (rund 60 Prozent) der neuen Coronavirus-Fälle in China zum Zeitpunkt des Tests keine Krankheitssymptome aufweisen.
Wie die Financial Times angibt, sollte die Verbreitung nicht symptomatischer Fälle die Behörden nicht nur in China, sondern auf der ganzen Welt beunruhigen, da sie nach Monaten mit rigorosen Ausgangssperren und Kontaktverboten versuchen, ihre Länder wieder aus dem Lockdown zu holen. Wie die Zeitung in ihrem Artikel vom 1. Mai 2020 feststellt, würde vieles darauf hindeuten, dass wahrscheinlich eine große Anzahl von Menschen mit dem Virus infiziert sind und das Virus verbreiten, ohne es überhaupt zu wissen, da sie keinerlei Symptome oder Krankheitsanzeichen aufweisen würden.
Auch verweist die Financial Times auf die italienische Stadt Vò (Provinz Padua) in der Region Venetien. In dieser Stadt wurden alle 3.300 Einwohner einem Test unterzogen. Etwa die Hälfte der ursprünglich als positiv bestätigten Personen hätte keine Krankheitssymptome aufgezeigt.
In Island stellten die Gesundheitsbehörden ebenso fest, dass 43 Prozent der Infizierten zum Zeitpunkt der Tests keine Symptome zeigten. Untersuchungen der südkoreanischen Zentren für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten ergaben, dass der Anteil der nicht symptomatischen Personen 30 bis 36 Prozent betrug.
Und auch in Südtirol lassen ähnliche Werte aufhorchen. So wurden im Grödner Hauptort St. Ulrich auf Initiative der Hoteliersfamilie Sanoner vom 14. zum 27. April mit 1000 zur Verfügung gestellten Testsets 962 Personen einem breit angelegten Corona-Test unterzogen. Wie aus einer Pressemitteilung des Adler Spa Resort zu entnehmen ist, war die jüngste Getestete 6 Jahre und die älteste 88 Jahre alt. Die Tests wurden, auf ehrenamtlicher Basis, von den Hausärzten St. Ulrichs und einer Krankenschwester durchgeführt und wissenschaftlich von Prof. Dr. Peter Malfertheiner, dem langjährigem Direktor der Universitätsklinik für Gastroenterologie und Infektiologie in Magdeburg, von Prim. Dr. Franz Ploner, dem ehemaligen Chefarzt der Anästhesie im Krankenhaus Sterzing/Brixen und mittlerweile Landtagsabgeordnetem im Team K, und Dr. Giuliano Piccoliori, dem wissenschaftlichen Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin an der Claudiana in Bozen, begleitet.
Zurück aber zu China und zum Artikel der Financial Times.
Laut Angaben der kommunistisch geführten Zentralregierung hat China große Erfolge bei der Bekämpfung der Ausbreitung des Virus und der Senkung der neuen Fallzahlen erzielt. Dennoch gibt es trotzdem neue Fälle bzw. Infektionen. Die meisten der neuen symptomatischen Fälle, so lässt es die chinesische Regierung verlauten, werden von Personen importiert, die sie aus dem Ausland ins Land bringen
Für die Financial Times sind diese neuen Fälle von größerer Bedeutung, da sie ein erhöhtes Risiko für die Ausbreitung einer zweiten Infektionswelle darstellen würden, beispielsweise dann, wenn die Ausgangssperren aufgehoben würden. Während die Stadt Wuhan, dem Ausbruchszentrum der Virus-Pandemie, laut offiziellen Angaben Chinas seit fast einem Monat kaum mehr symptomatische Neuerkrankungen aufweist, würden dennoch aufgrund von Massentest täglich rund 20 asymptomatische Träger des SARS-Cov-2-Virus entdeckt.
Chinas Daten zu den asymptomatischen Fällen sei das Ergebnis der gewählten Strategie zum konsequenten Testen und zur Nachverfolgung von jenen Menschen, die in Kontakt mit einer positiv getesteten Person standen. Auf diese Weise, so das britische Wirtschaftsblatt, können infizierte Personen ermittelt werden, die sonst wahrscheinlich kein Krankenhaus zum Testen besuchen würden. Das konsequente Nachverfolgen und Testen von Personen, die in Kontakt mit bestätigten Infizierten waren, sogenannten Infektionsclustern, habe bereits in Südkorea gute Erfolge bei der Eindämmung der Pandemie gezeigt und insbesondere zahlreiche asymptomatische Fälle hervorgebracht.
Zhong Nanshan, Lungenarzt, Präsident der Chinese Medical Association und so etwas wie der der de facto medizinische Sprecher der chinesischen Regierung, habe laut der Financial Times versucht, die Bürger über die asymptomatischen Fälle zu beruhigen und sie gleichzeitig daran zu erinnern, wachsam zu sein. "Ich glaube nicht, dass nicht symptomatische Fälle ein großes Risiko darstellen", sagte er diesen Monat gegenüber den staatlichen Medien. Doch nur wenige Tage zuvor hätte die Nationale Gesundheitskommission gewarnt, dass diese Fälle ansteckend seien und das Risiko einer Ausbreitung der Krankheit bergen würden, so die Financial Times.
Wie die Wirtschaftszeitung abschließend schreibt, würde es in China die größte Gruppe an Neuinfektionen in der Stadt Harbin, der Hauptstadt Heilongjiangs, Chinas nördlichster Provinz, geben. Nach Angaben der Behörden verursachte ein Rückkehrer aus den USA Infektionen bei mindestens 71 Menschen, einschließlich asymptomatischer Träger.
"Es gibt jetzt sehr gute Beweise dafür, dass die maximale Abgabe von [dem Virus] aus der prä-symptomatischen Phase der Infektion stammt. Es gibt auch starke mathematische Modellierungsnachweise dafür, dass 40 bis 80 Prozent der Übertragung von a- oder prä-symptomatischen Personen stammen", sagte Babak Javid, Professor für Medizin an der Tsinghua-Universität in Peking gegenüber der Financial Times. "Eine prä-symptomatische Infektion birgt daher ein hohes Ansteckungsrisiko.", schlussfolgert Javid in der britischen Wirtschaftszeitung.
Während die einen vor der Gefährlichkeit sogenannter asymptomatischer Virusträger warnen und mutmaßen, dass dies eine Gefahr für die Lockerungsmaßnahmen darstellen, welche nun von vielen Ländern vorgenommen werden, zeigen Beispiele wie Schweden jedoch, dass auch das Anstreben nach einer gelenkten Herdenimmunität Erfolg haben kann.
Während Schweden von zahlreichen Ländern für seinen Sonderweg ohne weitgehende Ausgangssperren kritisiert wurde, kommt nun sogar Lob für Schwedens Weg von der WHO. So hat Mike Ryan, der Exekutivdirektor des WHO-Programms für Gesundheitsnotfälle, gegenüber focus.de gesagt, dass "Wir möglicherweise von unseren Kollegen in Schweden lernen können." Und zwar, wie es möglich sei "zu einer Gesellschaft ohne Lockdown zurückzukehren". Ryan sprach sogar von Schweden al ein "Modell für die Zukunft" (siehe eigenen Bericht).
Eine andere in der Fachwelt aufsehenerregende brandaktuelle Studie kommt aus Israel.
Isaac Ben-Israel, ein hochrangiger israelischer Generalmajor, Militärtheoretiker, Sicherheitsberater und Politiker, hat ebenfalls Daten zu den Corona-Fällen ausgewertet. Ben-Israel wies statistisch nach, dass die SAR-CoV-2-Pandemie grundsätzlich nach rund 10 Wochen ihr Ende – egal wo sie stattfindet und unabhängig davon, welche Gegenmaßnahmen die Regierungen ergreifen.
Der namhafte Mathematiker der Universität Tel Aviv, der unter anderem den Nationalen Rat für Forschung und Entwicklung sowie die israelische Raumfahrtagentur leitet, kommt, nachdem sein Forscherteam Daten der von SARSCoV-2 heimgesuchten Länder analysierte, zu einem verblüffenden Schluss: Die Verbreitung des Virus erreicht nach etwa 40 Tagen einen Höhepunkt und klingt nach 70 Tagen nahezu vollständig ab – unabhängig davon, was die jeweiligen Regierungen dagegen unternommen haben.
"Es gibt ein konstantes Muster", erklärte Isaac Ben-Israel in Israels TV-Sender Channel 12, "die Zahlen sprechen für sich selbst. (…) Überraschenderweise ist dieses Muster Staaten gemeinsam, die einen harten Lockdown mit der Paralyse der Wirtschaft umgesetzt haben, aber auch Ländern, die sehr viel zurückhaltendere Maßnahmen ergriffen und das Alltagsleben fortgesetzt haben."
Im Widerspruch zu diesen Erkenntnissen stehen folglich die zahlreichen Ausgangssperren und Kontaktverbote, welche die meisten europäischen Länder ihren Bürgern, einhergehend mit einem völligen Lockdown ihrer Wirtschaft, aufbürden, zumal all diese Länder den Rückgang der Neuinfektionen mit ihren restriktiven Verordnungen und Einschränkungen elementarster bürgerlicher Grundrechte verbinden.
Die verblüffenden Analyse-Ergebnisse aus Tel Aviv legen daher nahe: All die behördlichen Zumutungen, der Entzug von Grundrechten, das Einfrieren öffentlichen Lebens, die Sabotage an der eigenen Wirtschaft, waren letztlich für die Katz. Auch das Timing spielte entsprechend der Analsyeergebnisse von Isaac Ben-Israel keine Rolle. Denn in Ländern wie Schweden, Singapur und Taiwan, die auf die von oben herab verordnete "Hygienediktatur" weitgehend verzichteten, verlief die Pandemie mitnichten anders. Weder in Stockholm noch in Taipeh stellte sich bei Infektionsraten jenes "exponentielle Wachstum" ein, vor dem uns Virologen und Politiker täglich aufs Neue das Fürchten lehren; auch in diesen Ländern mit Sonderweg war nach knapp sechs Wochen der Höhepunkt der Pandemie erreicht – und nach rund zehn Wochen brach das exponentielle Wachstum der Epedemie ein.
Somit stehen nicht nur viele Regierungen blamiert da, sondern auch deren wissenschaftliche Berater. Als Nicht-Mediziner beschränkt sich Ben-Israel auf eine reine statistische Analyse. Auf die Frage nach den Gründen für das festgestellte Phänomen sagt er: "Ich habe keine Erklärung. Es gibt alle möglichen Spekulationen. Vielleicht hat das Virus eine eigene Lebensspanne." Damit könnte er insofern recht haben, als SARS-CoV-2 womöglich rund 40 Tage benötigt, um einen Großteil der Bevölkerung zu infizieren. Daraufhin entwickelt sich Herdenimmunität: Immer mehr Menschen haben die Infektion überstanden, können niemanden mehr anstecken, sind selbst immun geworden. Und so ebbt die Welle zügig ab – ein Rhythmus, in dem alljährlich Grippewellen kommen und gehen.
Aber warum hat das Virus in Ländern wie Italien so viele Opfer gefordert? Gegenüber der israelischen Internet-Zeitung Times of Israel erwiderte Ben-Israel auf diese Frage, das italienische Gesundheitswesen sei auch ohne Corona bereits überfordert: "2017 brach es wegen der Grippe zusammen." Ähnlich schonungslos legt Covid-19 zurzeit die Mängel des britischen Health Service offen, wie das spanische Gesundheitssystem und insbesondere auch jenes der USA, wo rund 50 Millionen Amerikaner keine Krankenversicherung haben.
VOX-NEWS-Südtirol-Quellenverweis:
Im Bild unten: Prof. Isaac Ben-Israel, Militärtheoretiker, Sicherheitsberater und Politiker